Funktionelle Leistung

Der Begriff „FTP“ steht für „Functional Threshold Power“. Er wurde von dem Sportwissenschaftler Dr. Andrew Coggan sowie der Firma TrainignPeaks geprägt und stellt die maximale Leistung dar, die eine Athletin / ein Athlet während einer Stunde maximal erbringen kann.

Der Ursprung der FTP oder auch Funktionellen Leistung findet sich in dem Versuch, die leistungsdiagnostisch ermittelte, Anaerobe Schwelle ohne den Einsatz von Spiroergometrie oder Laktatmessung zu definieren.

Durch Recherche und Feldtests kreierte Coggan ein Testprotokoll, welches er bei Radfahrern dahingehend erfolgreich anwandte, dass in verschiedenen Durchläufen Leistungen erbracht wurden, die jenen der im Labor bestimmten Schwellenwerte entsprachen.

Leider führte die sich anschliessend in Bewegung setzende, weitere Forschung und wiederholte, teils nicht korrekte Übersetzung dazu, dass der Begriff „FTP“ sehr bald mit dem der „Anaeroben Schwelle“ gleichgesetzt wurde, was nicht korrekt ist.

Die Funktionelle Leistung findet sich bei gut austrainierten Athletinnen und Athleten zwar tatsächlich nicht selten in der Nähe der Anaeroben Schwelle, kann sich jedoch auch gut darüber oder darunter befinden. Der Grund dafür ist einfach: Die FTP stellt einen Leistungskinematischen Zeitwert dar, also eine Leistung, die auf muskulärer Ebene über eine zuvor definierte Zeit maximal erbracht werden kann. Die Anaerobe Schwelle hingegen markiert einen einzelnen Punkt des Überganges auf respiratorischer Ebene, namentlich den Zeitpunkt, ab dem der eingeatmete Sauerstoff messbar nicht mehr zuverlässig aufgenommen werden kann.

Dennoch hat sich der Begriff der FTP so weit verbreitet, dass es unterdessen selbst in wissenschaftlichen Kreisen Usus ist, die Bezeichnungen der Funktionellen Leistung, der Anaeroben Schwelle und auch von Laktatschwellen in einen Topf zu werfen.

Das birgt das Risiko, dass der entsprechende Trainingsfokus nicht dem gewünschten Schwerpunkt entspricht.

Traditionell wird in der Leistungsdiagnostik die Anaerobe Schwelle dazu verwendet, um Trainingsbereiche zu definieren. Liegt diesen Daten eine metabolische Auswertung zugrunde, lassen sich zuverlässige Aussagen über die körperlichen Funktionen unter Belastung treffen. Steht für die Berechnung der Methoden lediglich ein einziger, noch dazu im Feld ermittelter Wert zur Verfügung, gibt es keinerlei Möglichkeit, nachzuprüfen, ob im Körper auch tatsächlich die anvisierten Reaktionen und Reize ausgelöst werden.

Die Theorie der Funktionellen basiert auf Werten, die so gut wie ausschliesslich von männlichen, gut austrainierten Probanden stammen und nur an einer vergleichsweise winzigen Referenzgruppe validiert wurden. Werden die gleichen Aussagen ohne entsprechende Überprüfung im Breitensport getroffen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass das Training höchstens durch Zufall dem gewünschten Fokus entspricht und in den meisten Fällen viel zu intensiv ausfallen.

Dennoch ist die FTP, also das Stundenmaximum, kein völlig aus der Luft gegriffener Wert. Korrekt ermittelt und laufend aktualisiert lässt er sich anwenden, um anhand des berechneten TSS-Wertes eine relativ objektive Belastungseinschätzung zu treffen.

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